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Union unter bestimmten Voraussetzungen für Vorschulpflicht

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Berlin (dts) – Die Union stellt sich hinter die Forderung der Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nach einem verpflichtenden Vorschulbesuch für Kinder ab drei Jahren – unter bestimmten Voraussetzungen.

„Wir teilen die Sichtweise, dass früher gelernt werden muss – auf altersgerechte Weise“, sagte der bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Jarzombek, dem „Tagesspiegel“. Deshalb wolle man ein verpflichtendes vorschulisches Programm für alle Kinder mit Förderbedarf. „Der Vorschlag von Bildungsministerin Günther-Wünsch ist ein sehr guter Beitrag für eine wichtige Debatte und zeigt in die richtige Richtung.“


Ähnlich sieht es Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein und Koordinatorin der unionsgeführten sogenannten B-Länder. Sie argumentierte gegenüber dem Tagesspiegel: „Frühkindliche Bildung ist nicht nur der zentrale Schlüssel für mehr Bildungsgerechtigkeit, sondern auch für gelingende Integration.“

Um gezielt fördern zu können, müssten verpflichtend spätestens im Alter von vier Jahren Sprachtests stattfinden, so Prien. „Frühzeitige Diagnostik, die dann auch in verbindliche und gezielte Sprachförderung mündet, ist dringend geboten. Und für die Kinder, bei denen ein erhöhter Sprachförderbedarf diagnostiziert wurde, ist dann auch eine Kita- beziehungsweise Vorschulpflicht der richtige Weg.“

Stefanie Hubig, Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz und Koordinatorin der SPD-geführten A-Länder, sieht es anders: „Bundesweit ist es schon heute so, dass ca. 91 Prozent der über Dreijährigen eine Kindertageseinrichtung besuchen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Hubig hob den Anspruch auf einen Kitaplatz für alle Kinder hervor. „Was nicht hilft, ist nun über eine `Vorschulpflicht` das wieder auszuhöhlen, was die Zusammenarbeit zwischen Kita und Schulen ausmacht – und das sind passgenaue pädagogische Ansätze einerseits für Kinder im Alter von drei bis sechs und andererseits der Schulunterricht für die Kinder.“

Beides habe seine Berechtigung und man tue alles, um den Übergang zwischen Kita und Grundschule weiter zu verbessern, insbesondere die Sprachförderung. „Es ist dabei wichtig und sinnvoll, auch in der frühkindlichen Bildung mehr Verbindlichkeit zu schaffen“, sagte Hubig. „In Rheinland-Pfalz zum Beispiel erfassen wir jetzt den Sprachstand der Kinder bereits anderthalb Jahre vor dem geplanten Eintritt in die Grundschule und damit deutlich früher als bisher. Wird dabei Sprachförderbedarf festgestellt, kann entsprechende Förderung angeordnet werden.“

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) lehnte den Vorschlag auf Anfrage des „Tagesspiegels“ ebenfalls ab. Sie sagte: „Die gestrige Forderung von Frau Günther-Wünsch nach einer dreijährigen Pflicht-Vorschulzeit ist ein Griff in die Mottenkiste pädagogischer Ideen aus dem letzten Jahrhundert, nicht mit dem Grundgesetz und den Bedarfen der Jüngsten unserer Gesellschaft vereinbar.“ Schon heute würden Kernkompetenzen in Kitas vermittelt. Mit einer verpflichtenden Vorschule würde dieser Ansatz der frühkindlichen Bildung zunichtegemacht. „Schulische Probleme müssen vor allem in den Schulen angegangen werden“, so Paus.

Simone Oldenburg (Linke), Bildungsministerin in Mecklenburg-Vorpommern und Präsidentin der Bildungsministerkonferenz der Länder, sieht das ähnlich. „Wichtig ist, dass gerade im letzten Kita-Jahr verstärkt basale Kompetenzen gefördert werden müssen, so wie es Bildungskonzeptionen der Länder und die pädagogischen Konzepte vieler Kindertagesstätten beinhalten“, sagte Oldenburg dem Tagesspiegel. Ihr Bundesland liege dabei „mit einer Betreuungsquote von 94,5 Prozent bei den Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren“ bundesweit auf dem ersten Platz.

Foto: Spielendes Kind (Archiv), via dts Nachrichtenagentur