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Chefin von Rüstungsunternehmen Renk fordert Umdenken

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Augsburg (dts) – Die Chefin des Augsburger Rüstungsunternehmens Renk, Susanne Wiegand, fordert angesichts der Kriege in der Ukraine und in Nahost ein Umdenken in der Gesellschaft. „Wir kommen aus einer langen Phase sogenannter `Krisenbewältigung` zurück zur klassischen Landes- und Bündnisverteidigung“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) habe daher recht, wenn er eine „kriegstüchtige“ Bundeswehr fordere. „Ich interpretiere ihn so: Es gibt eine Kriegsgefahr, und die muss von der gesamten Gesellschaft erkannt werden“, so Wiegand weiter. „Das Bewusstsein für diese Gefahr ist ja bei den meisten Menschen überhaupt nicht da.“ Dafür brauche es dringend „eine neue Rhetorik“. Wenn man „wie früher von Stabilisierungseinsätzen und humanitären Hilfen“ spreche, dann könne die „Bedrohung eines Krieges bei den Menschen nicht ankommen“. Die Lage sei „sehr ernst“. Sollte der Republikaner Donald Trump in einem Jahr die US-Wahlen gewinnen, würde dies Europa und die Nato „vor heftige Herausforderungen stellen“. Das größte Problem, so die Managerin: „Überall in Europa hat man abgerüstet, weil man sich einen Krieg in Europa nicht mehr vorstellen konnte.“ Renk baut auch Panzergetriebe, die unter anderem im Leopard 2 verbaut werden und die an vielen Orten der Welt im Einsatz sind, auch in der Ukraine und in israelischen Merkava-Kampfpanzern. Die veränderte Weltlage habe daher auch Folgen für ein Rüstungsunternehmen wie Renk. „Wir werden heute anders gebraucht als früher“, so Wiegand, „die Verantwortung ist eine andere.“ Die gesamte Industrie sei „nicht mehr verpönt“, man sei „aus der Schmuddelecke heraus“. Dies schlage sich auch auf das Geschäft nieder. „Die Nachfrage steigt“, so Wiegand, „wir haben gerade einen sehr guten Auftragsbestand, der mehrere Jahresumsätze absichert. Und die Auftragseingänge kommen weiter kontinuierlich – und zwar aus fast allen Teilen der Welt.“ Wiegand forderte von Berlin eine Neubewertung von Rüstungsexporten.


Es dürfe zwar nach wie vor „nicht egal sein, wohin man Rüstungsgüter“ exportiere. Aber es brauche dafür „klare europäische Regeln und gemeinsames Handeln“. Es könne „nicht die Rolle Deutschlands sein, der Moralapostel und Klassensprecher zu sein und die anderen zu belehren“. Länder wie Saudi-Arabien müsse man sich in Zukunft ganz genau anschauen.

„Die Saudis betreiben eine Annäherung an Israel und sind nicht auf der Seite des Iran und der Hamas – sie könnten vielleicht sogar noch eine wichtige Vermittlerrolle spielen“, so die Managerin. Sie plädiere für eine „differenziertere Sichtweise“, denn Rüstungsexportpolitik sei „auch ein diplomatisches Instrument“. Dass Renk seinen geplanten Börsengang wegen der Lage an den Finanzmärkten Anfang Oktober kurzfristig absagen musste, sei „aus heutiger Sicht äußerst bedauerlich“. Der Zeitpunkt sei ungünstig gewesen.

„Wir hatten die schlechteste Woche für Börsengänge erwischt, die man erwischen konnte.“ Allerdings habe man bereits „viel Arbeit in die Vorbereitungen des Börsenganges gesteckt“, dies „sollte nicht umsonst gewesen sein“. Auf die Frage nach einem nächsten Börsen-Anlauf sagte die Renk-Chefin: „Wir sind und halten uns einsatzbereit. Wir können sofort loslegen.“

Foto: Susanne Wiegand (Archiv), über dts Nachrichtenagentur