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Heusgen: „Ich bin da eben etwas emotionaler als andere“

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München (dts) – Nach seiner emotionalen Abschlussrede als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz hat Christoph Heusgen einen ungewöhnlichen Vergleich zur Erklärung bemüht.

„Es war wie damals, als ich Schützenkönig wurde. Da musste ich mich auch erst einmal sammeln“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe). Zum Hintergrund: Heusgen ist Neusser, beim großen Bürger-Schützenfest der Stadt im vergangenen Jahr wurde er erstmals Schützenkönig. Dass zahlreiche Videos seiner tränenreichen Rede nun im Netz kursieren, trägt Heusgen nach eigenen Angaben mit Fassung: „Ich bin da eben etwas emotionaler als andere.“


Nach drei Jahren an der Spitze der Münchner Sicherheitskonferenz war Heusgen am Sonntag verabschiedet worden. Bei seiner Abschlussrede wurde der Diplomat und frühere Berater Angela Merkels überaus emotional, hörbar stockte ihm die Stimme und er rang mit den Tränen. Seine Rede brach er schließlich ab, seine älteste Tochter nahm ihn kurz darauf in den Arm.

Seine Tränen erklärte Heusgen ausdrücklich nicht allein mit seinem persönlichen Abschied, sondern auch mit der Heftigkeit der vergangenen Tage. „Diese Münchner Sicherheitskonferenz war eine Zeitenwende. Vor allem wegen der Rede des amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance und der europäischen Antwort darauf.“ Es müsse befürchtet werden, „dass unsere gemeinsame Wertegrundlage nicht mehr so gemeinsam ist“. Man habe im Vorfeld zwar damit gerechnet, dass Vance eine „harte außenpolitische Rede hält“ und deutlich machen wird, dass Europa sich nun verstärkt um seine eigene Sicherheit kümmern müsse. Dass er in seiner, so Heusgen, „ideologischen Rede“ dann aber nahezu „unser gesamtes Wertesystem hinterfragt“, habe man erschrocken zur Kenntnis genommen. Der europäische Zusammenhalt sei nun wichtiger denn je.

Heusgen äußerte sich gegenüber der Zeitung auch zu seinem Abschied als Vorsitzender der Sicherheitskonferenz. Dieser sei auch für ihn überraschend gekommen. „Eigentlich hatte ich vor, das noch ein wenig länger zu machen, aber dann war der Stiftungsrat der Meinung, dass Herr Stoltenberg das besser kann“, sagte er.

Foto: Christoph Heusgen am 16.02.2025, via dts Nachrichtenagentur