Deutschland & Welt
Experten kritisieren Krypto-Pläne von Lindner
Berlin (dts) – Für seinen Vorschlag, Kryptowährungen in den Reserven von Bundesbank und Europäischer Zentralbank aufzunehmen, erntet FDP-Chef Christian Lindner von Experten deutliche Kritik.
Es gebe „nicht die geringste Notwendigkeit, Kryptoreserven aufzubauen“, sagte der Würzburger Ökonom und langjährige Wirtschaftsweise Peter Bofinger dem Wirtschaftsmagazin „Capital“. Aufgabe der Notenbanken sei der Erhalt der Preisstabilität – darauf hätten die Kryptokurse keinerlei Auswirkung.
Der frühere Finanzminister hatte Ende Dezember gefordert, EZB und Bundesbank sollten prüfen, „ob Krypto-Assets nicht auch Teil der Reserven der Notenbanken werden sollten“. Die neue US-Regierung unter Donald Trump verfolge eine „äußert progressive“ Kryptopolitik, Deutschland und Europa dürften „sich hier nicht wieder abhängen lassen“. Am Freitag will Lindner bei einer Veranstaltung der FDP-Bundestagsfraktion zur Frage „Ist Bitcoin das bessere Geld?“ erneut über das Thema Kryptowährungen sprechen.
Auch der US-Finanzexperte Eswar Prasad von der Cornell University kritisiert den Vorstoß: „Eine offizielle Bitcoin-Reserve macht wenig Sinn, es sei denn, das Ziel wäre es, den Preis der Kryptowährung zu steigern“, sagte er dem Magazin. Dem Bitcoin würde das einen offiziellen Status verleihen, so Prasad. Letztlich könne das dazu führen, „dass die Regierung die mit der Preisvolatilität verbundenen Risiken übernimmt“. Dass der Staat so Spekulanten belohnen könnte, befürchtet auch Bofinger: „Wäre es wirklich eine gute Idee, dass am Schluss der Steuerzahler aushilft, damit Investoren ihre Kryptogewinne realisieren können?“
Im Umfeld der beiden Frankfurter Notenbanken gilt die Idee als aussichtslos – nicht zuletzt, weil die gesetzlich festgeschriebene Unabhängigkeit von Bundesbank und EZB derartige politische Vorgaben ausschließt. Offiziell beziehen die Institute jedoch keine Stellung, schon der Anschein einer Einmischung in den Bundestagswahlkampf soll vermieden werden.
Foto: Christian Lindner (Archiv), via dts Nachrichtenagentur